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Eine technische Meisterleistung: Dr. Ulrich Hamme
02 April 2025
Nach 30 Jahren als Technischer Geschäftsführer des Liebherr-Werks Ehingen verabschiedet sich Dr. Ulrich Hamme in den Ruhestand. Alex Dahm sprach mit ihm über seine Erfolge und die größten technischen Fortschritte im Mobilkranbau.
Im Liebherr-Werk Ehingen geht eine Ära zu Ende. Das Großunternehmen mit seinem riesigen Produktionskomplex für Mobil- und Raupenkrane zwischen Stuttgart und München verabschiedet sich bald von seinem technischen Geschäftsführer, der etwas mehr als 30 Jahre lang amtierte.

Dr. Ulrich Hamme ist erst der zweite Inhaber dieser Position seit der Gründung des Ehinger Unternehmens im Jahr 1969. Seitdem hat sich das Unternehmen zu einem Unternehmen entwickelt, das weltweit als Spitzenreiter in der Entwicklung mobiler Krane gilt. Als Geschäftsbereich der familieneigenen Firmengruppe Liebherr (14 Milliarden Euro Jahresumsatz) erwirtschaftet es ein Viertel des Gesamtumsatzes.
Ein wichtiges Element von Dr. Hammes Zeit bei Liebherr ist die Entstehung, Entwicklung und Reife des All-Terrain-Krans sowie die Ausschöpfung seines vollen Potenzials. Liebherr-Mobilkrane mit Teleskopauslegern auf Rädern vom Typ All-Terrain tragen die Bezeichnungen LTM und LTC.
Alex Dahm fragte Dr. Hamme nach seiner Zeit in der Branche und seiner Meinung zum Thema Mobilkräne.
Alex Dahm: Was war Ihrer Erinnerung nach Ihr erster Kontakt mit der Welt der Mobilkrane?
Dr. Ulrich Hamme: Anfang der 1990er Jahre war ich als technischer Leiter in einem Stahl- und Anlagenbauunternehmen tätig. Damals fertigten wir für Liebherr in Ehingen, in den Produktionsstätten im Saarland und im Elsass, Stahlträgerrahmen für die Mobil- und Raupenkrane.
Während dieser Zeit knüpfte ich erste Kontakte zur Produktion und zum Kundendienst von Liebherr.
AD: Wie begann Ihre Karriere in der Mobilkranbranche?
UH: Ende 1993 wollte der erste technische Geschäftsführer der Firma Liebherr in Ehingen (gegründet 1969), Rudolf Becker, in den Ruhestand gehen.
Um einen Nachfolger zu finden, wurde damals eine bundesweite Stellenanzeige in den überregionalen Printmedien veröffentlicht. Ich habe mich erfolgreich darauf beworben. Seit Mitte 1994 bin ich zweiter technischer Geschäftsführer bei Liebherr in Ehingen.
Welcher Kran wurde als erster unter Ihrer Verantwortung konstruiert und produziert?

Der erste völlig neue Krantyp, mit dessen Konstruktion wir 1994 begannen, war der 5-achsige LTM 1160/2 mit einem 6-teiligen 60-Meter-Ausleger, der erste Kran mit dem revolutionären Teleskop-Schnellwechselsystem Telematik.
Der Kran wurde erstmals im Jahr 1996 ausgeliefert und in den folgenden sieben Jahren über 500 Mal verkauft.
Was waren die größten Veränderungen und Fortschritte bei Design- und Entwicklungstools während Ihrer langjährigen Tätigkeit in der Branche?
Durch die schrittweise Weiterentwicklung vom zweidimensionalen Entwurf hin zur Modellierung mit 3D-CAD-Systemen, von der Zeichnung bis zum digitalen 3D-Modell, konnten wir die Bedürfnisse unseres produzierenden Unternehmens optimal unterstützen.
Ein passendes Product-Lifecycle-Management-System (PLM) bildete die digitale Basis unserer Entwicklungs- und Produktionsprozesse. Im virtuellen Kranmodell verschmelzen Konstruktion und Produktion. Sämtliche Bereiche wie Schulung, Dokumentation und Kundenservice sind integriert.

Ich bin sicher, Sie haben einige Lieblingskraniche. Welche sind das und warum?
Die Entwicklung unserer ersten erfolgreichen Krane unter meiner Verantwortung hatte einen entscheidenden Einfluss auf meinen Berufseinstieg bei Liebherr. Zu meinen Lieblingskranen zählen der LTM 1030-2.1 [30 Tonnen Tragkraft] und der LTM 1500-8.1 [500 Tonnen].
Der LTM 1030-2.1 überzeugt durch Einfachheit, Leistung und Wirtschaftlichkeit. Er war der erste hochdigitalisierte All-Terrain-Kran seiner Zeit.
Der 8-achsige LTM 1500-8.1 (später mit Y-Abspannung) ist legendär und wurde über 600 Mal gebaut. Zum Ende seiner Produktionszeit im Jahr 2021 wurde er von einem Kunden als „bester Kran aller Zeiten“ geadelt.

Welcher Kran, den Sie entwickelt haben, ist gemessen an der verkauften Stückzahl der beliebteste?
Unser „Kleinster“ und „Ältester“ ist unser „Größter“. Vom 2-achsigen LTM 1030-2.1 haben wir seit 1997 knapp 3.000 Stück verkauft.
Gemeinsam mit seinem „großen Bruder“, dem LTM 1040-2.1, wurden rund 4.000 Einheiten verkauft. Der 4-achsige LTM 1070-4.2 nimmt mit rund 1.800 verkauften Einheiten den zweiten Platz in der Reihe der Großraumgeräte ein.
Welches sind die fünf wichtigsten Innovationen im Mobilkranbereich, die Sie während Ihrer Zeit in der Branche erlebt haben?
Mobilkrane haben sich in den letzten 30 Jahren sowohl fahrzeug- als auch krantechnisch in nahezu allen Bereichen grundlegend weiterentwickelt. Ihre Flexibilität für den weltweiten Einsatz unter unterschiedlichsten Bedingungen und die daraus resultierende Wirtschaftlichkeit konnten deutlich gesteigert werden.
Neben der Wirtschaftlichkeit wurde auch die Umweltverträglichkeit von Mobilkranen deutlich verbessert. Im Einzelnen möchte ich folgende wesentliche technische Neuerungen nennen:
- Teleskopauslegerkonstruktion mit Einzylinder-Teleskopsystem Telematik
- Reduzierung der Abgasemissionen um mehr als 90 Prozent bis zur aktuellen Abgasstufe V
- Leichtbau mit hochfesten Feinkornbaustählen bis S1300 (1.300 MPa)
- Einmotorige Bauweise für alle – vom kleinsten bis zum größten – All-Terrain-Krane
- Sicheres Heben von Lasten und Aufstellen von Mobilkränen dank leistungsstarker, digitaler Kransteuerungssysteme wie Liccon 3.
Welche Fortschritte bei neuen Materialien hatten den größten Einfluss auf die Konstruktion und Leistung von Mobilkränen?
Leichtbau ist seit jeher einer der wichtigsten Entwicklungstreiber für Mobilkrane. Mobilkrane müssen sich flexibel auf öffentlichen Straßen bewegen können und am Einsatzort mit geringem Kraftaufwand in einem großen Arbeitsbereich möglichst hohe Lasten heben können.
Der tragende Werkstoff für diesen Leichtbau ist und bleibt Stahl. Moderne Stähle, sowohl Bleche als auch Rohre, wurden in den letzten Jahrzehnten insbesondere für die außerordentlich anspruchsvollen Anwendungen in mobilen Baukränen weiterentwickelt. Um den hohen Anforderungen an Festigkeit, Duktilität und Zähigkeit gerecht zu werden, wurden Kaltumformbarkeit und Schweißbarkeit weiterentwickelt.
Heute werden im Auslegerbau Stähle mit Streckgrenzen bis zu 1.300 MPa eingesetzt.
Welche Bedeutung haben Patente für den Schutz geistigen Eigentums?
Bei Liebherr in Ehingen verfolgen wir mit unseren geistigen Eigentumsrechten eine passive Strategie. Wir wollen vor allem sicherstellen, dass wir uns auch in Zukunft frei entwickeln und unsere Ideen ungehindert in zukunftsweisende neue Produkte umsetzen können. Darüber hinaus sind gewerbliche Schutzrechte geeignet, den Erfindergeist und die Kreativität unserer Mitarbeiter zu fördern.
An welchem letzten Kranentwurf arbeiten Sie vor Ihrer Pensionierung?

Diese Frage kann ich heute noch nicht beantworten, da der fertige Kran erst in den nächsten Jahren auf den Markt kommt. Aber seien Sie sicher: Die Entwicklung moderner, zukunftssicherer Krane mit ihren immer komplexeren Anforderungen geht bei uns weiter. Wir haben neue, spektakuläre Krankonzepte in der Pipeline. Unsere Kunden dürfen sich schon jetzt freuen.
Wir haben auch die Entwicklung einiger ganz aktueller Produkte abgeschlossen. Diese Maschinen werden nun auf der Bauma in München vorgestellt. Ein völlig neuer 3-Achs-Kran, natürlich mit Liccon3, mit hoher Tragkraft und unglaublich leichtem Gewicht, um das Problem gewichtsbegrenzter Brückenkonstruktionen weltweit schnell und einfach zu lösen. Ein Konzept, das in Sachen Leichtbau neue Maßstäbe setzt und von dem ich absolut überzeugt bin.
Dann ein Blick auf unsere Elektroflotte. Erstmals bringen wir einen 5-Achser mit Batterie für elektrische Kranarbeiten auf den Markt [ICST März 2025, Seite 13]. Er kann mit seiner Batterie sowohl am Netz als auch autark auf der Baustelle arbeiten. Damit ist er lokal emissionsfrei – und das nicht nur kohlendioxidfrei, sondern auch deutlich leiser. Dieser 150-Tonner kommt als Liccon3-Kran, zeitgleich mit der neuen Liccon3-Version des LTM 1150-5.3, der dann ab sofort als LTM 1150-5.4 läuft – bzw. als LTM 1150-5.4E in der Elektrovariante.
Damit verfügen wir nun über alternative Antriebskonzepte für All-Terrain-Krane mit LTM und LTC, für Mobilbaukrane mit unserer gesamten MK-Baureihe und für kleinere Raupenkrane bis hin zum 300-Tonnen-Kran mit Elektroantrieb und Batterie, dem LR 1300.2 SX unplugged.
Damit sind wir derzeit wahrscheinlich der Kranlieferant mit dem weltweit größten Angebot an alternativ angetriebenen Kranen. Dies ist eindeutig eine unserer wichtigsten Zukunftsrichtungen.
Außerdem präsentieren wir einen weiteren Kran in Liccon3-Ausführung, den LTM 1120-4.2.
Die zweite wichtige Stoßrichtung sind digitale Produkte und Services. In unserem Pavillon auf der Bauma zeigen wir zahlreiche Weiterentwicklungen, die das Tagesgeschäft unserer weltweiten Kunden vereinfachen: den Betrieb von Mobil- und Raupenkranen – sei es bei der Einsatzplanung, bei Wartung und Service oder bei der Schulung von Fahrern und Werkstattpersonal.
Und zum Schluss noch ein Wort zum Thema Design: Wir konzipieren gerade die erste Mobilkranführer-Weltmeisterschaft. Gesucht wird der beste Mobilkranführer der Welt. Mehr dazu auf der Bauma!
Welchen Rat möchten Sie Ihrem Nachfolger bei Liebherr geben?
Meiner Ansicht nach ist es wichtig, dass mein Nachfolger die Balance findet zwischen dem, was in letzter Zeit bereits erfolgreich getan wurde und dem, was für eine erfolgreiche Zukunft neu und weiterentwickelt werden muss.
Dabei ist es wichtig, möglichst viele Know-how- und Wissensträger aus allen Unternehmensbereichen und der gesamten Branche, insbesondere natürlich unsere Kunden, „mitzunehmen“.
Die Entwicklung hochwertiger, technologisch anspruchsvoller Investitionsgüter wie unserer Mobilkrane schreitet stetig voran, da sich Anforderungen und technische Möglichkeiten stetig verändern.
Auch meinem Nachfolger Bernd Boos soll es gelingen, unter diesen Voraussetzungen gute Krankonzepte zu schmieden und umzusetzen. Bernd Boos ist seit vielen Jahren bei uns und kennt unsere Philosophie und den Kranbau mit all seinen Komponenten – daher blicke ich optimistisch in die Kranzukunft bei Liebherr.

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